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Die stoische Stärke: Wie Tugenden den Weg zum Erfolg ebnen

In einer sich immerfort ändernden Welt voller Unsicherheiten und komplexer Herausforderungen sind wir stets auf der Suche nach Antworten und Sicherheiten, die uns den Alltag erleichtern.

Ein Werkzeug, welches uns täglich begleitet und keinerlei zusätzliche Ballast beansprucht.

Ein Werkzeug, wie den Stoizismus.

Eine Lebenseinstellung und Richtung der Philosophie, die in unserer modernen Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt und dessen positive Wirkungen auf die menschliche Selbstbeherrschung, Ausdauer und Weisheit durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt ist.

Zwischen 300 v. Chr. und 200 haben sich die ersten Stoiker auf dem Marktplatz in der Säulenhalle von Athen getroffen (auch als Stoa bekannt) und die Grundlagen des Stoizismus geschaffen. Zu ihren bekanntesten Vertretern zählen der politische Berater Lucius Annaeus Seneca, Epiktet, ein ehemaliger Sklave und späterer Freund des Kaisers Hadrian und der Philosoph auf dem Kaiserthron Marcus Aurelius. Von ihnen sind wohl die bekanntesten Überlieferungen aus dieser Zeit zum Stoizismus erhalten geblieben.

Dichotomie der Kontrolle

Ein grundlegendes Konzept des Stoizismus ist die Dichotomie der Kontrolle. Diese besagt, dass wir eine Unterscheidung zwischen allen Dingen vornehmen müssen. Können wir sie beeinflussen, oder liegen sie außerhalb unseres Einflusses. Haben wir das verstanden, werden wir uns nur noch auf diejenigen Aktivitäten konzentrieren, die wir auch wirklich selbst beeinflussen können.

Einfach ausgedrückt: Auf unsere Gedanken, Gefühle und Reaktionen haben wir einen Einfluss, auf alles andere nicht. Also praktisch alle Einflüsse, die auf uns von außerhalb einwirken.

Sind wir am Flughafen und erhalten die Nachricht, dass sich unser Flug aufgrund von schlechtem Wetter verspäten wird, hat es keinen Sinn, sich darüber aufzuregen. Es würde an der Sache nichts ändern.

Mit der Zeit können wir uns eine Liste von Dingen machen, die uns erkennen läßt, auf welche Dinge in unserem Leben wir einen Einfluss haben und welche außerhalb unserer Kontrolle liegen. Diese Erkenntnis hilft uns, ein glücklicheres Leben führen.

Auch werden wir mehr Zeit als andere Menschen haben, da wir diese nur noch in Dinge investieren, die wir tatsächlich ändern können.

Die 4 Tugenden

Dabei gelten 4 grundlegende Prinzipien, die sich in einem tugendhaften Leben äußern und deren Einhaltung das Ziel eines jeden Stoikers ist.

Das sind:

  • Mut
  • Mäßigung
  • Gerechtigkeit
  • Weisheit

“Wenn du im Menschenleben etwas Besseres findest als Gerechtigkeit, Wahrheit, Selbstbeherrschung, Mannhaftigkeit, mit einem Wort als eine Seele, die hinsichtlich ihrer vernunftgemäßen Handlungsweise mit sich selbst, hinsichtlich dessen, was nicht in ihrer Gewalt steht, mit dem Schicksal zufrieden ist, wenn du, sage ich, etwas Besseres als das findest, so wende dich dem mit ganzem Herzen zu und freue dich des höchsten Gutes.”

Marc Aurel (3.B 5)

Mut

Auch wenn wir widrigen Situationen gegenüberstehen und das Schicksal unsere Kräfte zu verschlingen scheint, kommt es darauf an, wie wir in diesen Momenten damit umgehen. Ob wir sie als eine Chance sehen, etwas daraus zu lernen, uns den Problemen zu stellen und sie zu einer besseren Wendung leiten.

Kurzum: Stehen wir wieder auf, wenn wir niedergeschlagen werden?

Stellen wir uns diesen Herausforderungen, können wir unsere Resilienz durch neue Bewältigungsstrategien und Lösungen erweitern. Dadurch werden wir widerstandsfähiger gegenüber zukünftigen Rückschlägen und lernen besser mit Angst, Stress und Unsicherheiten umzugehen, welche insbesondere in unserer modernen Welt weiter zunehmen.

“Halte dir den Unmut fern, laß deinen Eifer und deinen Mut nicht sinken, wenn es dir nicht gleich vollständig gelingt, jede einzelne Handlung mit deinen Prinzipien in Einklang zu bringen! Ist dir etwas mißlungen fange frisch von neuem an, zufrieden, wenn wenigstens die Mehrzahl deiner Handlungen der Menschennatur entspricht, und behalte lieb das, worauf du zurückkommst.”

Marc Aurel (5.B 9)

Auch im Hinblick auf Entscheidungsfreudigkeit und dem Vorankommen im Leben, können mutige Menschen schnellere und größere Erfolge erzielen. Sie zögern weniger und sind offen für sich ihnen bietende Veränderungen, wodurch sich neue Chancen auftun.

Mäßigung

Übermäßiger Mut kann in Rücksichtslosigkeit abdriften, wodurch wir uns oder anderen schaden. Damit dies nicht geschieht, ist es wichtig, sich in Mäßigung zu üben. Oder wie Aristoteles es nannte, das “Goldene Mittel” in unseren Gedanken und Taten zu finden. Halten wir das richtige Maß, werden wir nicht in die ausartenden Handlungen abgleiten.

Kurzum: Das Richtige in der richtigen Menge und auf die richtige Art und Weise tun.

Befolgen wir dies, wird sich unsere Selbstkontrolle verbessern. Es fällt uns leichter, die Disziplin zu halten und impulsive Handlungen zu vermeiden, wodurch wir klarere Entscheidungen treffen und nicht durch Ablenkungen und Überreizung abgelenkt werden.

Zudem hilft ein ausgeglichenes Leben unserer Gesundheit, da wir Ausschweifungen verringern, die in den meisten Fällen negative Folgen für unser körperliches Befinden haben.

Gerechtigkeit

Alle anderen Tugenden werden von der Gerechtigkeit beeinflusst. Sie ist sozusagen die Quelle für die anderen drei und speist diese mit frischen Ideen, Gedanken und Methoden. Denn am Ende kommt es immer darauf an, das Richtige zu tun. 

“Versuch es, die andern zu überzeugen! Handle aber auch gegen ihren Willen, wenn es Gerechtigkeit und Vernunft also verlangen.”

Marc Aurel (6.B 49)

Dabei geht es nicht allein um das persönliche Leben, sondern auch um die Unterstützung anderer. An ihrer Seite zu sein und ihnen zu helfen, ihre Ideen voranzubringen.

Fairness und Integrität sind wichtige Prinzipien, nach denen es sich zu leben lohnt und die anderen zeigen, mit wem sie es zu tun haben.

Weisheit

Um die Zusammenhänge in der Welt besser zu verstehen und diese immer wieder mit den eigenen Ansichten und Erfahrungen abzugleichen, dürfen wir nie aufhören, neugierig zu sein und neue Dinge zu erlernen. Dabei müssen wir stets hinterfragen, ob es die richtigen Informationen sind und welche für uns die größte Relevanz besitzen.

Lernen ist ein Prozess, der mit unserer Geburt in Gang gesetzt wird und erst mit dem letzten Atemzug zu Ende geht. Dabei können wir uns der natürlichen Gestalt des Menschen bedienen, um das richtige Maß zu finden. Zwei Ohren, zwei Augen, aber nur ein Mund. Versuchen wir mehr zuzuhören, mehr zu lesen und zu beobachten und dann unsere Worte mit Bedacht zu wählen.

“Für einen Menschen ist es unmöglich, das zu erlernen, was er bereits zu wissen meint.”

Epiktet

Doch eines müssen wir uns klar machen. Wer aufhört zu lernen, hört auf, sich weiterzuentwickeln. Wir bleiben stehen und entwickeln uns womöglich rückwärts. Besser ist es, nie mit dem Voranschreiten aufzuhören. Es muss kein Sprint sein, aber doch zumindest ein Dauerlauf. Manchmal muss man langsamer gehen, sich umschauen und versuchen, die richtigen Dinge zu entdecken. Zu lernen.

Mehr Erfolg

Das Zusammenspiel dieser 4 Tugenden erlaubt es, unser Leben auf eine Art und Weise zu gestalten, die physisch und geistig herausfordernd bleibt. Es ist ein lebenslanges Training, welches unsere körperlichen Fähigkeiten stetig erweitert.

Privat und beruflich unterstützt es uns, eine ganzheitliche Entwicklung zu vollziehen, die dazu beitragen kann, mehr Erfolg und Zufriedenheit zu erlangen. Ein Leben lang.

Wer diese 4 Prinzipien zu seinen Gewohnheiten macht, bekommt einen Werkzeugkasten voller Ideen, Methoden und Wissen. Eine Basisausstattung, um die Herausforderungen einer immer komplexeren Welt zu meistern und mit Selbstvertrauen voranzuschreiten.

Und was sagt die Wissenschaft

Verschiedene Untersuchungen belegen den positiven Effekt einer stoischen Lebenseinstellung. In einer Studie von 2020 mit mehr als 5000 Teilnehmern konnte nachgewiesen werden, dass es zu einer 12% Steigerung der Resilienz, 13% Steigerung des Wohlbefindens und 15% Steigerung der Lebenszufriedenheit kam, wenn stoische Prinzipien in das Leben integriert wurden.[1]

Andere Studien[2] konnten hohe Korrelationen zwischen der Anwendung der 4 Tugenden und den folgenden Gebieten feststellen:

  • Wohlbefinden
  • Sinn und Zweck
  • Anstrengung bei täglichen Aktivitäten
  • Positive Emotionen

Weitere Untersuchungen konnten auch eine erhöhte Zufriedenheit und ein gesteigertes Glücksempfinden feststellen.

Geht es um Ängste und Grübelgedanken, konnte nachgewiesen werden, dass es zu einer Reduzierung dieser kommen kann, wenn die Tugenden zu einem integralen Bestandteil unserer Lebens werden.[3]

[1] Modern Stoicism Report
[2] Virtues, Happiness, and Stoicism
[3] The Effects of Stoic Training and Adaptive Working Memory Training …